Ein Goethe-Geburtstag mit Seltenheitswert

Pressestimme zum Konzert vom 28.08.2018 in Ilmenau

Ein Goethe-Geburtstag mit Seltenheitswert

Musik und Gesang zu Goethes Geburtstag im Amtshaus
Goethe-Geburtstag mit Seltenheitswert
Zum Jahrestag des Geheimrates gab es im Salonzimmer des Amtshauses in Ilmenau ein Konzert mit dem Duo ›con emozione‹.
Von Karl-Heinz Veit
Ilmenau – Goethes 269. Geburtstag wurde am Abend des 28. August 2018 im GoetheStadtMuseum gefeiert. In das Salonzimmer des Amtshauses, wo einst Goethe bei seinen Ilmenauer Aufenthalten aus dem Fenster auf den Marktplatz schaute, hatte Museumsleiterin Kathrin Kunze eingeladen. Zur recht großen Gästeschar zählten viele Ilmenauer und Stützerbacher Goethefreunde.
Musik, Gesang und charmante Plauderei bot das Duo ›con emozione‹ mit Liane Fietzke (Sopran und Moderation) sowie Norbert Fietzke (Piano) als passendes und für die Zuhörerschaft erbauliches Geburtstagsgeschenk.
„Ihr solltet genießen…“ lautete das Motto des Romantikkonzertes mit Anekdoten und Musik. Mit diesen Worten begrüßte Liane Fietzke die Geburtstagsrunde. Nach wenigen Worten über Goethe, Ilmenau und dem Anlass für die Zusammenkunft die Feiergesellschaft in Ilmenaus allerbester Stube enthüllte sie sogleich ein Geheimnis um das schöne Lied des „Marmottenbuben“. Niemand im Publikum wusste, dass die Schweizer die Alpenmurmeltiere Marmotten nennen und früher arme Schweizer Buben die possierlichen Tierchen für Geld auf Jahrmärkten tanzen ließen. Goethes Mutter, die den Klavierauszug und die Bilder vom „Jahrmarktsfes zu Plundersweilern“ verwahrt hat, diese aber bis 1900 als verschollen galten, ist dies zu verdanken, dass dieses Lied und die dazu gehörende Anekdote an diesem Abend zu erleben war.
Herzogin Anna Amalia als Regentin und Kunstmäzenatin an ihrem kleinen Weimarer Hof betätigte sich auch selbst künstlerisch und dilettierte in unterschiedlichen künstlerischen Bereichen. Dilettant zu sein, war zu Goethes Zeit kein Schimpfwort, sondern Ausdruck der Achtung und Ehrerbietung für jemanden, der in künstlerischen Gefilden fischte und eigene Werke schuf. Anna Amalia schrieb schöne Noten für die Titelmelodie „Ihr solltet genießen…“, das Lied „Ein Veilchen auf der Wiese stand…“ (beide entnommen aus Goethes Singspiel: „Erwin und Elmire“) und sogar eine „Sinfonia D-Dur“, deren ausdrucksstarker erster Satz von Norbert Fietzke charaktervoll gespielt wurde.
Liane Fietzke brillierte nicht allein mit stimmlicher Beweglichkeit, sondern gab ihrem schönen Gesang, immer dann, wenn es sich anbot, den Charme schauspielerischer Darstellungskunst. Als Aha-Effekt konsumierten die Zuhörer das Lied „Die Freude“ nach Schillers „Ode an die Freude“ und den Noten des Freiherrn Friedrich von Dalberg. Als die Sopranistin dann „Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elysium…“ nicht als Beethovens Weltmusik darbot, war dies ein Erlebnis mit Seltenheitswert.
Goethes berühmteste Verse „Über allen Gipfeln ist Ruh`…“, die ohne den Ilmenau-Aufenthalt auf dem Kickelhahn nie geschrieben worden wären, in zwei unterschiedlichen Vertonungen von Franz Schubert und Goethefreund Carl Friedrich Zelter genießen zu können, komplettierte das wunderbare Geschenk zu Ehren des Jubilars und zur Freude des Publikums.

Freies Wort, 30.08.2018 (Karl-Heinz Veit)

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