Auf grünen Wiesen barfuß gehen – Barock in Urphar

Pressestimme zum Konzert vom 18.05.2014 in der Wehrkirche Urphar

Auf grünen Wiesen barfuß gehen – Barock in Urphar

Auf grünen Wiesen barfuß gehen - Barock in Urphar

Foto: © Lange

102. Abendmusik: Das Duo “con emozione” wurde seinem Namen vollauf gerecht bei der Darbietung von Liedern, Arien und Intermezzi des Früh-, Hoch- und Spätbarock.
Mit Liebesliedern des Barock begeisterte das Duo “con emozione” (Liane Fietzke, Sopran und Moderation, sowie Norbert Fietzke, Piano) das Publikum in der Urpharer St. Jakobskirche am Abend des Sonntags “Kantate” (“Singet”). Das barocke Outfit der Interpreten und die gefühlvolle Moderation halfen, sich schnell an die rund 300 Jahre alten Klänge zu gewöhnen und schließlich zu einem ganzheitlichen, tief empfundenen Wohlgefühl zu finden.
Urphar. Die 102. Abendmusik fand am Abend des Sonntags “Kantate” (“Singet”) in der Urpharer St. Jakobskirche statt. Das Duo “con emozione” (“mit Gefühl”) begeisterte mit Liedern, Arien und Intermezzi des Früh-, Hoch- und Spätbarock. Liane und Norbert Fietzke, die vor einer Woche ihre Silberhochzeit feierten, verstanden es bestens, sowohl aus ihrer eigenen Erfahrung als auch mit den Kompositionen hochkarätiger Komponisten Empfehlungen auszusprechen. Eine solche Empfehlung lautete, sich an der Schönheit der Natur zu erfreuen, sei es bei der Arie “Ihr grünen Au’n” aus Händels Oratorium “Susanna”, sei es ganz konkret beim Sonntagsspaziergang auf den Höhen um Urphar. “Von der edlen Musik” sang Liane Fietzke mit Worten des Benediktinermönchs Valentin Rathgeber, der 1733 davon überzeugt war: “Wer hier auf Erden will selig werden, der kann erreichen hier durch Musik ohne Müh’ sein letztes Ziel”.
Das Schöne genießen
In die Vergangenheit solle man schauen und das Schöne genießen – dieser Ansicht war auch der Venezier Benedetto Marcello, der das feurige “Quella flamma che m’accende” (“welch Flamme hat mich entzündet”) komponiert hatte. Niemals werde sie verlöschen, verkündete Liane Fietzke energisch und mit überzeugendem Einsatz. Gefühlvolle Dynamik und hoch entwickelte Atemtechnik bewies die Sängerin bei Händels “Ombra mai fu”, auch als “Largo” aus der Oper “Xerxes” bekannt. Arien über verflossene und nicht erfüllte Liebe, über schmachtende Sehnsucht und überschwängliches Glück wurden kontrastreich und überzeugend dargeboten.
Norbert Fietzke spielte am Piano perfekt dazu passend und machte aus Gesang und Begleitung eine harmonische Einheit. Genussvoll zelebrierte Rubati bei den Überleitungen unterstrichen die gefühlvolle Interpretation der zeitlosen Texte. Nicht nur beim Lied “Der Baum, mein Freund” wurde offenbar, dass es zu vielen Barockarien auch Entsprechungen in der heutigen Zeit gibt. Der Empfehlung, beim “Ave Maria”, das Charles Gounod einem Präludium von Johann Sebastian Bach hinzugefügt hatte, die Augen zu schließen, folgten viele Zuhörer. Interessant war, dass der Pianist zuerst das Präludium aus dem “Wohltemperierten Klavier” in der Ursprungsfassung spielte, dann – in langsamerem Tempo – die kombinierte Fassung mit der berühmten Gebetsmelodie.
Und wieder kam eine Empfehlung, jetzt mit Gesängen von Pergolesi und Händel: “Se tu m’ami” und “Verdi prati”. Auf einer grünen Wiese solle man barfuß gehen, dann werde man erleben, was man lange nicht gefühlt habe. Dies meine sie nicht nur humorvoll, so betonte die Moderatorin, sondern sie wolle die Zuhörer durchaus zum Nachdenken bringen. Schließlich kam man zur Krönung der Liebe mit dem Trauungs- und Segensgesang “Caro mio ben” von Guiseppe Giordani. Virtuos und fröhlich fließend spielte Norbert Fietzke eine effektvolle Sonata von Domenico Scarlatti, bevor man zum Ende der Programmfolge kam: Das alte Abendlied “Nun sich der Tag geendet hat” von Adam Krieger bildete einen feierlichen Abschluss des Konzerts, dem noch zwei Zugaben folgten. Letztlich war die berühmte Händelarie “Lascia ch’io pianga” der krönende Abschluss und ein herausragender Höhepunkt des Abends, in dem das Duo “con emozione” seinem Namen noch einmal alle Ehre machte. Dem konnte sich auch Pfarrer Moritz Martiny anschließen, der mit Dankesworten, einer (gesprochenen) Liedstrophe aus dem Choral “Nun danket alle Gott” und dem Segen den Schlusspunkt setzte.

rl © Fränkische Nachrichten, Dienstag, 20.05.2014

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